Prophetie und Israel

Die Feste des HERRN

Die prophetische Bedeutung dieser Feste erstreckt sich von der Vergangenheit bis in die Zukunft und ist deshalb besonders gut als Beginn des Studiums der Prophetie geeignet. Durch unseren Herrn Jesus Christus wurden die ersten drei Feste erfüllt. Die Erfüllung des Pfingstfestes begann vor ca. 2000 Jahren und wird erst in Zukunft mit der Entrückung der Gemeinde abgeschlossen. Die Feste 5-7 werden in Zukunft in Israel erfüllt. Dabei spielt das Posaunenfest – Rosh HaShana – eine besondere Rolle. Wie nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft wird auch in Zukunft der Opferdienst auf dem Brandopferaltar am Fest Rosh HaShana beginnen. Die Vorbereitungen dafür laufen in der Gegenwart (vgl. meinen Artikel: „Die Zukunft des Tempels in Jerusalem“). Im Juni 2016 sagte Israels Oberrabbiner David Lau im Knesset-Kanal, dass er sich den Bau des Dritten Tempels wünsche. Der ursprüngliche Standort des Tempels – zwischen Felsendom und Al-Aqsa-Moschee – ist unterirdisch von der Westmauer aus erreichbar. Die zeitliche Zuordnung der Feste 5 bis 7 zur letzten Jahrwoche Israels bildet den Abschluss dieses Artikels.

Die Gottesknechts-Lieder im Buch Jesaja

Vier Abschnitte im Buch Jesaja haben die Form eines Liedes. In allen wird der Gottesknecht besungen. Wer ist der Gottesknecht? Vier verschiedene Personengruppen und Einzelpersonen werden als Gottesknecht bezeichnet. Wir finden die Bezeichnung „Knecht Gottes“ sowohl im kollektiven Sinn für das Volk Israel als auch für Einzelpersonen. Im zweiten Lied spricht der HERR: „Du bist mein Knecht, bist Israel, durch den ich mich verherrliche“ (Jes.49,3). Die entscheidende Frage ist also, wer im Einzelnen als Gottesknecht gemeint ist. Das vierte Lied leitet der HERR selbst ein: Siehe, mein Knecht wird weislich handeln, er wird emporkommen, erhöht werden und sehr erhaben sein“ (Jes.52,13). Diesen Vers ergänzt der Targum des Jonathan Ben Uzziel mit den Worten: „So wird es meinem Knecht, dem Messias, gelingen. Dieser außergewöhnliche Gottesknecht ist der Messias, dessen Ursprung von den Tagen Ewigkeit her war (Micha 5,1) und von dem der HERR sagt Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt (Ps.2,7).

Beispiele alter jüdischer Messias-Erwartung

Dieser Artikel soll interessierte Leser zu alten Wurzeln des jüdischen Bibelverständnisses führen. Ein Beispiel ist das Verständnis von Jesaja 53. Rabbi Moses Alshekh (Safed, 16. Jahrhundert) schreibt dazu: Unsere Weisen haben von alters her die Tradition bezeugt, dass sich dieses Kapitel auf den Messias bezieht. Aus diesem Grund folgen wir ihnen und betrachten die Person dieser Prophetie als David, den Messias, der auf diese Weise erscheinen wird. Heute wird dagegen im jüdischen Schrifttum unter dem leidenden Knecht aus Jesaja 53 das Volk Israel verstanden. Die Prophezeiung in Sacharja 12:10 enthält die Worte: "Sie werden auf mich sehen, den sie durchbohrt haben". Hierzu schreibt Rabbi Moshe Alshekh: Das ist der Messias Ben Joseph; denn unsere Rabbiner, gesegnet sei ihr Andenken, haben gesagt, dass er alle Schuld Israels auf sich laden wird… Sie werden Buße tun und den Gesegneten anschauen und sagen, dass es außer ihm keinen gibt, der denen vergibt, die über ihn trauern, weil er als Bezahlung für ihre Sünden starb: Das ist die Bedeutung von “sie werden auf mich blicken”. Er sieht also in dem leidenden Knecht aus Jesaja 53 den leidenden Messias Ben Joseph. In der Erfüllung dieser Prophetie wird Israel den erkennen, den sie vor ca. 2000 Jahren durchbohrt haben.

Gedanken zur Messias-Erwartung

Die ältesten messianischen Verheißungen deuten auf zwei entgegengesetzte Aufgaben des Messias hin: Einerseits wird er den Satan besiegen und in einem weltweiten Friedensreich herrschen, andererseits aber leiden und als Sühnopfer sterben. Da eine der frühen Prophezeiungen aus dem Segen von Mose über Joseph stammt, konnte daraus geschlossen werden, dass der Messias ein Nachkomme Josephs sei. Ist das vielleicht der Ursprung der Idee des leidenden Messias Ben Joseph? In späteren messianischen Verheißungen wurde David als der Stammvater des Messias offenbart sowie das Sühneleiden und die folgende Herrlichkeit des Messias präzisiert. Die hier zitierten rabbinischen Quellen sind markante Beispiele für die vielfältige und verzweigte Entwicklung der Messias-Erwartung im Judentum vom Altertum bis in die Neuzeit. Z.B. wurde in einem Gebetsbuch für Yom Kippur die Bitte um ein zweites Kommen des Messias mit folgenden verschlüsselten Worten ausgedrückt: Sende ihn zurück aus den Kreisen, bring ihn aus Seir zurück, so dass wir ihn im Libanon hören können, ein zweites Mal durch Yinnon.“ Ich hoffe, dass dieser Artikel für alle, die die Wurzeln des jüdischen Glaubens suchen, eine Hilfe sein darf.

Grundzüge eines neuen Zeitschemas der Offenbarung

Die in evangelisch freikirchlichen Kreisen üblichen Zeitschemata der Offenbarung widersprechen sich zum Teil. Deshalb wird nach einem Vorschlag von David Gooding ein neues Zeitschema der Offenbarung konstruiert ausgehend von der Wiederkunft des Herrn Jesus Christus in Off.19, die nach dem Ende der 70. Jahrwoche Israels erfolgt (Dan.7, 25-26 & 12,12). Dieser Zeitpunkt ist im Alten Testament und in der Offenbarung eindeutig bestimmt und wird aus Ausgangspunkt für die Konstruktion des neuen Zeitschemas verwendet. Die in der Offenbarung angegebenen Zeitdauern für das 1. bis 3. Wehe ermöglichen die Zuordnung der Ereignisse in der Offenbarung zu der letzten Jahrwoche Israels vor der Wiederkunft des Messias.

Die Entrückung der Gemeinde vor Gottes Zorngericht auf dieser Erde

Gott hat in seinem Wort Grundsätze für die Ausführung seiner direkten Gerichte auf dieser Erde offenbart. Dazu gehört zum einen, dass der Gerechte vor Beginn des Gerichts in Sicherheit sein muss. Zu anderen zeigt Gott seine Bereitschaft, einer sündigen Bevölkerung Gnade zu erweisen, selbst wenn nur ein kleiner Prozentsatz von Gerechten unter ihnen lebt. Nach diesen Grundsätzen ist es ausgeschlossen, dass die durch das Blut des Lammes Gottes gerechtfertigte Gemeinde durch das zukünftige Zorngericht Gottes gehen muss.

Das Geheimnis der frohen Botschaft in den dunkelsten Tagen

Die Vollendung des Geheimnisses Gottes beim Erschallen der siebenten Posaune wird die Entrückung des männlichen Nachkommen der Frau in Off. 12 sein. Dieses Geheimnis Gottes wird durch die Entrückung der 144 000 Erstlinge aus Israel in der Mitte der letzten sieben Jahre Israels vor der Wiederkunft Christi erfüllt.

Die Zukunft des Tempels in Jerusalem

Der Tempel stand ursprünglich an dem Ort, wo heute zwischen dem Felsendom und der Al Aksa Moschee einige Bäume stehen. Wie könnte dieser Ort in naher Zukunft seine Rolle entfalten? Welche Hinweise gibt die biblische Prophetie auf den genauen Ablauf dieser Entfaltung? Die Geschichte des Zweiten Tempels hat erstaunliche Parallelen zur Prophetie des Dritten Tempels. Vor dem Kommen des Messias in Macht und Herrlichkeit wird der Dritte Tempel gebaut sein. Die politischen Vorbereitungen für den Bau laufen bereits.

Hesekiels Vision von der Zukunft Israels

Hesekiel sieht in Kapitel 37 eine Ebene voller Totengebeine, die das ganze Haus Israel darstellen. Gott hat ihre Gräber geöffnet, die Gebeine herausgeholt und zu einem noch leblosen Leib zusammengesetzt. – Der Geist Gottes, der noch zum Leben fehlt, wird nach der biblischen Prophetie auf drei unterschiedliche Arten das göttliche Leben bewirken. In Kapitel 38 und 39 werden Angriffe gegen Israel beschrieben, die stattfinden, wenn das Volk nach Israel zurückgekehrt ist und in Sicherheit wohnt. Vor diesem Angriff muss also der Nah-Ost-Friedensvertrag abgeschlossen sein. Der Feind aus dem Norden wird in Israel vernichtend geschlagen und bestattet. Ca. sieben Jahre später erfolgt ein letzter Angriff, der durch das mächtige Eingreifen des Messias abgewehrt wird, der dann sein Friedensreich aufrichtet.

Gottes Plan mit Israel

Israel sei aufgrund der Kreuzigung des Messias endgültig von Gott verworfen und durch die Kirche ersetzt worden, lehrt die katholische Kirche seit der Zeit der Kirchenväter. Diese als „Replacement-Theologie“ bekannte Lehre war die Denkgrundlage der meisten Christen auch nach der Reformation. Deshalb wurden die Pläne Gottes für Israel und für die Gemeinde nicht mehr unterschieden. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts begann der Prozess des Umdenkens – ausgelöst durch das Buch des Jesuiten Manuel de Lacunza: "Das Kommen des Messias in Macht und Herrlichkeit". Er zeigte, dass der Messias vor dem Beginn des tausendjährigen Reiches in Macht und Herrlichkeit wiederkommen müsse und dass Israel eine von der Gemeinde unabhängige heilsgeschichtliche Zukunft habe. Der Prozess des Umdenkens ist auch heute noch nicht abgeschlossen. In dem vorliegenden Artikel werden Gottes Pläne mit seinem Volk dargestellt, um neu zum Nachdenken über die Prophetie anzuregen. Gottes Pläne mit Israel sind zum Teil schon erfüllt worden. Anderes wird in Zukunft – vielleicht schon bald – in Erfüllung gehen werden.