Grundzüge eines neuen Zeitschemas der Offenbarung

Hartmut Ising

Einführung

Worauf hofften die ersten Christen? Der Apostel Paulus sagt von den Christen in Thessalonich, dass sie Gottes Sohn vom Himmel erwarteten, ... Jesus, der uns errettet vor dem zukünftigen Zorn. Diese Hoffnung wurde durch den Tod einiger Gläubiger getrübt. Darum tröstete sie Paulus durch die Erklärung, dass beim Kommen des Herrn zuerst die Toten auferweckt werden und dann die ganze Gemeinde entrückt wird. In seinem zweiten Brief widerlegt er die Behauptung, dass der Tag des Zornes Gottes schon begonnen habe. Die Vertreter dieser Meinung hatten behauptet, dass die Lehre von der Entrückung vor dem zukünftigen Zorn falsch sei müsse, weil dieser Tag schon begonnen habe.

Bereits im Jahr 325 war die Hoffnung der ersten Gemeinde so weit verschüttet, dass im Nicänischen Glaubensbekenntnis kein Schimmer von Hoffnung vorkommt. Das heutige Glaubensbekenntnis schließt mit den Worten: Ich glaube an…die Auferstehung der Toten und das ewige Leben, Amen. Die Erwartung des Sohnes Gottes vom Himmel vor dem zukünftigen Zorn blieb weitgehend verschüttet. Trotzdem lebten Einzelne in dieser freudigen Hoffnung, die z.B. Rube (1665-1746) in seinem Lied, "Der Herr bricht ein um Mitternacht", mit den Worten zum Ausdruck bringt: "Blick täglich auf Sein Kommen hin, als ob es heute wär".

In der Reformationszeit glaubten sowohl Katholiken als auch Protestanten, dass die Gerichtszeit vor der Wiederkunft von Christus bereits begonnen habe. Sie beschimpften sich gegenseitig als „Antichrist“ bzw. „Falscher Prophet“. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Hoffnung auf die Entrückung vor dem zukünftigen Zorn durch John Nelson Darby und seine Freunde neu entdeckt. Damals verstanden die Brüder, dass Gottes Verheißungen für Israel nicht auf die Kirche umgedeutet werden dürfen, und sie begannen, die noch unerfüllte Prophetie neu zu studieren. Dabei begannen sie, die prophetischen Aussagen des Neuen Testaments für Israel und für die Gemeinde zu unterscheiden. Diese Arbeit ist bis heute noch nicht abgeschlossen.

Bei den Versuchen, das Buch der Offenbarung auszulegen, wurde von verschiedenen Gruppen der Zeitverlauf der Offenbarung den jeweiligen vorgefassten Meinungen angepasst. Zu dem Zweck wurde die Chronologie des Buches durch zeitliche Faltungen willkürlich verändert. Andere erklärten Abschnitte, die nicht in ihr vorgefasstes Zeitschema passten als Einschübe. In dieser Situation hat David Gooding ein sechsteiliges Schema der Offenbarung erarbeitet, wobei nur der Gedankenfluss und nicht der Zeitverlauf für ihn von Bedeutung war. Dieses Schema habe ich als Grundlage für die Ausarbeitung eines neuen Zeitverlaufs der Offenbarung verwendet.

Im Folgenden wird ein neues, weitgehend chronologisches Schema der Offenbarung vorgestellt und mit prophetischen Texten des Alten Testaments verglichen. Diese Arbeit ist auch deshalb notwendig, weil die bei bibeltreuen Christen üblichen Schemata sich zum Teil widersprechen. Das markanteste Beispiel dafür ist die unterschiedliche Zuordnung des Zeitverlaufs der Offenbarung zu der 70. Jahrwoche Israels nach Daniel 9,27.

Nach J.N. Darby, W. Scott, W. Ouweneel u.a. enthält die Offenbarung nur die zweite Hälfte der 70. Jahrwoche Israels. Deshalb wird angenommen, dass die beiden Zeugen (Off.11,3) gleichzeitig mit dem Tier (Off.13,5) Vollmacht haben. Im Gegensatz dazu sehen andere bekannte und geschätzte Bibelausleger die Zeit der zwei Zeugen in der ersten Hälfte von Israels 70. Jahrwoche, wie in Abb.1 dargestellt.

Abb. 1 Zeitschema von Offenbarung 11-16 und die 70. Jahrwoche Israels

nach A. Fruchtenbaum, C. Ryrie und J. Allen “Was die Bibel lehrt”, Offenbarung.

J.N. Darby schreibt*): „In der Offenbarung finden wir, dass nur die letzte Hälfte der (70.) Woche erwähnt wird… Die erste Hälfte der Woche finden wir im Dienst von Christus, der drei und ein halbes Jahr dauerte“.

Darby ging davon aus, dass nur die zweite Hälfte der 70. Jahrwoche Israels in der Offenbarung erwähnt wird. Deshalb bezog er alle in der Offenbarung genannten Zeitangaben von 3 ½ Jahren Dauer auf die zweite Hälfe der 70. Jahrwoche. Die im Folgenden dargestellte Analyse der Zeitdauern in der Offenbarung zeigt aber, dass diese Annahme nicht stimmen kann. Das ist aber völlig unbedeutend im Vergleich zu der überaus wertvollen Wiederentdeckung der Hoffnung auf die Entrückung der Gemeinde vor dem Tag des Gerichtes Gottes auf dieser Erde. Diese Hoffnung stimmt mit der Erwartung der ersten Christen überein (1.Thes.1,10; 5,9 und Rm.5,9 – vgl. auch meinen Artikel: „Die Entrückung der Gemeinde vor Gottes Zorngericht auf dieser Erde.“).


*) J.N. Darby, Apocalypse, Outline:

Revelation 11:2. The holy city is trodden under foot of the Gentiles forty-two months. This is the second half of the last of the seventy weeks of Daniel. We only find the last half of the week spoken of in Revelation. The whole week is spoken of in Daniel 9:24-27. First, you have seven weeks - these were historical; then sixty-two weeks are added, bringing us "unto Messiah the Prince." "After these things [it does not say how long] Messiah is cut off." The first half of the remaining week we find is the ministry of Christ which lasted three years and a half. Then the Messiah is cut off. So now to faith there is only the last half of the week to come. But the apostate nation, not owning the period of Christ's ministry, "confirms the covenant" with Antichrist for the whole week. They go on flourishing till the middle of the week.

Einteilung des Buches der Offenbarung

  1. Einleitung – „Ich bin das Alpha und das Omega“ (1,1-8)
  2. Was du gesehen hast: Vergangenheit, Jesus Christus als Richter (1,9 – 20)
  3. Was ist: Sein Urteil über den Zustand der Gemeinden in der Gegenwart (2,1 – 3,22)
  4. Was nach diesem geschehen wird: Zukunft (aus der Sicht des Johannes, 4,1-22,5)
  5. Abschluss – „Ja, ich komme bald.“ - Amen, komm Herr Jesus! (22,6 – 21)

Der zukünftige Teil der Offenbarung enthält je sieben Siegel, Posaunen und Zornschalen, die schematisch folgendermaßen dargestellt werden können:

1.- 6.Siegel

7.Siegel => 1.-6.Posaune (5./6.Posaune = 1./2. Wehe)

7. Posaune = 3. Wehe = 1.-7. Zornschale

Beginn des Gerichtstages Gottes auf dieser Erde

Von vielen Bibelauslegern wird angenommen, dass das direkte Gericht Gottes in der Offenbarung mit der Öffnung der sieben Siegel beginnt. Gegen diese Auslegung sprechen aber folgende Aussagen in der Offenbarung.

Im Rahmen des 5. Siegels fragen die Märtyrer unter dem Brandopferaltar im Himmel (Off.6,10): Wie lange, o Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen? Wenn das Gericht schon begonnen hätte, wäre diese Frage sinnlos. In Off.8,3-5 wird beschrieben, wie die Gebete der Heiligen mitwirken, um das Gericht Gottes auszulösen.

In Off.7,3 bekommen die Engel, die die Gerichte Gottes ausführen sollen den Befehl: Schädigt die Erde nicht, noch das Meer, noch die Bäume, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen versiegelt haben! Vor dem Abschluss der Versiegelung der 144 000 Auserwählten aus den 12 Stämmen Israels kann also das Gottesgericht auf der Erde nicht beginnen.

Aus diesen Zitaten wird deutlich, dass das Gottesgericht erst mit den Posaunen beginnt. Was bedeuten dann aber die sieben Siegel? Im Folgenden wird die Öffnung der Siegel 1-6 als Vorbereitung der Öffnung der Buchrolle betrachtet (vgl. “Anfang der Wehen“, Mt.24,8). Die Buchrolle kann erst mit der Öffnung des 7. Siegels geöffnet werden.

Die versiegelte Buchrolle weist die Erde als rechtmäßigen Besitz des Lammes aus. Die Inbesitznahme der Erde beginnt mit dem direkten Gerichtshandeln des Herrn, mit dem Tag des Zornes Gottes. Dieser beginnt mit den Posaunengerichten.

Siegel: Vorbereitung des Zorngerichts Gottes (Mt.24,4-8; Off.6,1)

Posaunen: Anfang des Zorngerichtes (Off.8,7)

Zornschalen: Vollendung des Zorngerichts (Off.15,1)

Nach einer weithin üblichen Auslegung findet die Entrückung der Gemeinde zwischen den Kap.3 und 4 statt. Zur Begründung dient Off.1,19: Schreibe, was du gesehen hast, und was ist, und was nach diesem geschehen soll, wobei die Worte „nach diesem“ gedeutet werden: „nach dem Ende der Kirchengeschichte – also nach der Entrückung der Gemeinde“.

Die Worte in Off.1,19 können aber auch anders verstanden werden:

Was du gesehen hast, Vergangenheit: Die Erscheinung des

verherrlichten Menschensohnes.

Was ist, Gegenwart: Der momentane Zustand der sieben

Gemeinden z.Zt. des Johannes.

Was nach diesem geschehen soll, Zukunft: aus der Sicht des Johannes (etwa im 100

n.Chr.).

Keiner der ursprünglichen Leser konnte an eine Zukunft denken, die erst nach Abschluss der Gemeindezeit beginnt. Dieser Gedanke ist erst durch unseren Rückblick auf die Kirchengeschichte im Vergleich zu den sieben Sendschreiben entstanden. Der verborgene Bezug zur Kirchengeschichte lässt uns etwas von der Tiefe der Gedanken Gottes in seinem Wort erahnen. Wir sollten aber diese aus unserer Sicht erkennbare Bedeutung der Sendschreiben von ihrer Grundbedeutung unterscheiden. Die Ereignisse in den Kapiteln 4-7 waren Zukunft für Johannes und die sieben Gemeinden – für uns kann aber einiges davon schon in der Vergangenheit liegen.

Bei der Abwägung dieser beiden Auslegungsmöglichkeiten sollten wir bedenken, was uns in Da.12,4 gesagt wird: Du aber, Daniel, verschließe diese Worte und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes! Viele werden darin forschen, und die Erkenntnis wird zunehmen.

Wir sind der Zeit des Endes erheblich näher als Darby und seine Brüder. Deshalb möchte ich meine Leser bitten, die biblischen Argumente, die ich in diesem Artikel vorstellen will, unvoreingenommen zu prüfen. Das ist allerdings erheblich einfacher gesagt als getan. Unser gewohntes Denkschema bestimmt weitgehend unsere Wahrnehmung. Das wird besonders am Unverständnis der Jünger unseres Herrn gegenüber seinen Leidensankündigungen deutlich. Den Emmaus-Jüngern sagte unser Herr (Lk.24,25): O, ihr Unverständigen, wie ist doch euer Herz träge, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben!

Vergleich verschiedener Zeitverläufe mit der Bibel

David Gooding studierte die Einteilung der Offenbarung intensiv und fand im Bibeltext selbst eine Einteilung in sechs Teile. Jeder neue Abschnitt beginnt nach David Gooding mit einer Eröffnung im Himmel. Nach dem Studium der Analyse von David Gooding habe ich meine bisherige Einteilung verworfen und verwende nun seine Einteilung für die Entwicklung eines neuen Zeitschemas der Offenbarung.

Das Problem des Zeitschemas der Offenbarung wurde von David Gooding nicht selber behandelt. In einer privaten Diskussion erklärte er mir jedoch das Hauptproblem mit den bekannten Zeitverläufen: In allen fehlt der eindeutige Bezugspunkt, der das gleiche Ereignis in der AT- und NT-Prophezeiung eindeutig definiert. Daher schlug er vor, ein neues Zeitschema für die Offenbarung zu erarbeiten, das mit dem genau definierten Zeitpunkt des zweiten Kommens von Jesus Christus und dem Gericht über die Tiere in Off.19 bzw. dem kleinen Horn in Daniel 7 beginnt (vgl. Abb.2).

Zu diesem Zweck werden wir die in der Offenbarung angegebenen Dauern untersuchen und sie mit der AT-Prophezeiung und den sechs Abschnitten des Buches der Offenbarung vergleichen, wie sie von David Gooding zusammengefasst wurden. Seine tabellarische Darstellung der sechs Teile in deutscher Übersetzung ist in der Tabelle wiedergegeben.

Zeitdauern in der Offenbarung

Die erste Dauer ist in Offenbarung 8,1 angegeben: Es herrschte etwa eine halbe Stunde lang Stille im Himmel. Nach dieser außergewöhnlichen Stille beginnt Gottes Gericht über diese Erde mit dem Schall der ersten vier Posaunen. Die Posaunen 5 bis 7 sind identisch mit den drei Wehe, die anschließend aufgeführt sind.

5.Posaune = Erstes Wehe: Fünf Monate Qualen

Off.9,1

Und der fünfte Engel posaunte; und ich sah einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war, und es wurde ihm der Schlüssel zum Schlunde des Abgrunds gegeben.

Off.9,5

sie sollten fünf Monate lang gequält werden.

Off.9,12

Das eine Wehe ist vorüber, siehe, es kommen noch zwei Wehe nach diesem.

6.Posaune = Zweites Wehe: 3 ½ Jahre, Krieg und Plagen durch die zwei Zeugen

Off.9,13-14

Und der sechste Engel posaunte, und ich hörte eine Stimme aus den vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott steht, die sprach zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte: Löse die vier Engel, die am großen Strom Euphrat gebunden sind!

Off.11,1-2

Mir wurde eine Messrute gegeben, gleich einem Stab; und der Engel stand da und sagte: Mache dich auf und miss den Tempel Gottes samt dem Altar, und die, welche darin anbeten! Aber den Vorhof, der außerhalb des Tempels ist, lass aus und miss ihn nicht; denn er ist den Heidenvölkern übergeben worden, und sie werden die heilige Stadt zertreten 42 Monate lang.

Während der ersten Hälfte der letzten 7 Jahre Israels findet in Jerusalem der Opferdienst auf dem Brandopferaltar statt (vgl. Dan.9,27a). Der innere Bereich des Tempels (naos: das Tempelgebäude mit dem Platz für den Altar) soll gemessen werden, nicht aber der Vorhof, der zusammen mit der heiligen Stadt Jerusalem von den Nationen für 42 Monate zertreten wird.

Off.11,3

Und ich will meinen zwei Zeugen verleihen, dass sie weissagen sollen 1260 Tage lang, angetan mit Säcken.

Off.11,6-8

Diese haben Macht, den Himmel zu verschließen, damit kein Regen falle in den Tagen ihrer Weissagung; und sie haben Macht über die Gewässer, sie in Blut zu verwandeln und die Erde mit allerlei Plagen zu schlagen, so oft sie wollen. Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, mit ihnen Krieg führen und sie überwinden und sie töten. Und ihre Leichname werden auf der Gasse der großen Stadt liegen, welche im geistlichen Sinne Sodom und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt worden ist.

Off.11,12-13

Und sie hörten eine laute Stimme vom Himmel her, die zu ihnen sprach: Steiget hier herauf! Da stiegen sie in den Himmel hinauf in der Wolke, und ihre Feinde sahen sie. Und zur selben Stunde entstand ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel; und es wurden in dem Erdbeben siebentausend Menschen getötet, und die übrigen wurden voll Furcht und gaben dem Gott des Himmels die Ehre.

Off.11,14

Das Zweite Wehe ist vorüber; siehe, das dritte Wehe kommt schnell.

7. Posaune = Drittes Wehe: 3 ½ Jahre Zuflucht für die Treuen aus Israel und die intensivste Drangsal unter der Herrschaft des Tieres aus dem Meer

Off.11,15

Und der siebente Engel posaunte; da erschollen laute Stimmen im Himmel.

Off.12,1

Und ein großes Zeichen erschien in dem Himmel: Ein Weib bekleidet mit der Sonne, und der Mond war unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupte eine Krone von zwölf Sternen.

Off.12,6

Und das Weib floh in die Wüste, wo sie eine Stätte hat, von Gott bereitet, damit man sie daselbst ernähre 1260 Tage.

Off.13,1

Und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen.

Off.13,5

Und es wurde ihm ein Maul gegeben, das große Dinge und Lästerungen redete; und es wurde ihm Macht gegeben, Krieg zu führen 42 Monate lang.

Off.15,1

Und ich sah ein anderes Zeichen im Himmel, groß und wunderbar: sieben Engel, welche die sieben letzten Plagen hatten, denn mit ihnen ist der Zorn Gottes vollendet.

Die Wiederkunft des Messias als Sieger bildet den Abschluss des Dritten Wehe.

Off.19,11

Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, heißt der Treue und Wahrhaftige; und mit Gerechtigkeit richtet und streitet er.

Off.19,19-20

Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferd sitzt, und mit seinem Heer. Und das Tier wurde ergriffen und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen vor ihm tat, durch welche er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und sein Bild anbeteten; lebendig wurden die beiden in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt.

Der Sieg des Königs der Könige in der Offenbarung im Vergleich zu AT Prophetie

Off.19,11-21

: Sieg und Gericht über die Feinde

Dan.7,25-26

: Gericht über das kleine Horn nach 3 1/2 Jahren Macht

Dan.9,27

: Ende der letzten 7 Jahre Israels

Dan.12,1

;11-12: Ende der intensivsten Drangsal und Ankunft des Messias

Sach.14,3-5

& 9: Ankunft des HERRN mit allen Heiligen, sein Sieg und Königtum

Die in der Offenbarung genannten Zeitdauern der 5. bis 7. Posaune sind in Abb. 2 dargestellt. Die Erscheinung des Messias stellt den Referenzpunkt zu den alttestamentlichen Prophezeiungen dar.

Abb.2 In der Offenbarung genannte Zeitdauern von Gerichten.

Bei Bezug auf Israel ist die jeweilige Dauer in Tagen (Sonne, Tag),

bei Bezug auf die Nationen in Monaten (Mond, Nacht) angegeben.

Die drei Wehe folgen ohne Überlappung aufeinander und haben eine Gesamtdauer von sieben Jahren und fünf Monaten. Während des zweiten Wehes haben die zwei Zeugen 3½ Jahren lang Vollmacht. In dieser Zeit findet der Opferdienst auf dem Altar in Jerusalem statt (Off.11,1-3). Das dritte Wehe mit 3½ Jahren Dauer ist die Zeit der Drangsal Jakobs (Jer.30,7; Dan.12,1). Während dieser Zeit ist der Opferdienst in Jerusalem unterbrochen (Dan.9,27). Die Gesamtdauer des zweiten und dritten Wehes beträgt sieben Jahre und stellt nach Dan.9,27 die letzte Jahrwoche Israels vor der Ankunft des Messias dar.

Damit kommen wir zu dem Ergebnis, dass die in Abb.1 dargestellte Sicht mit den prophetischen Schriften im AT und in der Offenbarung übereinstimmt.

Der Zeitverlauf der Posaunen- und Schalengerichte in der Offenbarung zusammen mit den letzten sieben Jahren Israels vor der Wiederkunft des Messias und dem Beginn des messianischen Friedensreiches ist in Abb.3 dargestellt. Die sechs Teile entsprechen der Einteilung, die von David Gooding vorgeschlagenen wurde.

Die sechs Teile der Offenbarung

Nach der oben wiedergegebenen Tabelle von David Gooding kann das Buch der Offenbarung in sechs Teile unterteilt werden. Der zweite Teil und alle weiteren Teile beginnen jeweils mit einer Öffnung im Himmel.

Abb.3 Die sechs Teile der Offenbarung nach David Gooding zusammen mit der 70. Jahrwoche Israels und Zeitangaben in der Offenbarung und im Buch Daniel.

Belegstellen: (1) Off.9,1+5+12; (2) Off.9,13; 11,3+7+14; Dan.9,27a; Off.11,1-2 (3) Off.11,15;13,5; 15,1; (4) Die Dauer der größten Drangsal ist gleich der absoluten Machtdauer des Tieres (42 Monate); nach Dan.12,11-12 erscheint Jesus Christus 75 Tage nach dem Ende der absoluten Macht des Tieres als König. (5) Dan.12,12; Sach.14,3-4; Off.19,11-16; (6) Jes.2,4; Off.20,2-4; (7) Jes.65,17; Off.21,1.

Teil 1: Nach der Einleitung wird der Menschensohn mit einem scharfen, zweischneidigen Schwert beschrieben, das aus seinem Mund hervorgeht (1,9-20). Die Briefe an die sieben Gemeinden können als die Urteilssprüche des göttlichen Richters verstanden werden (2,1-3,22). Es ist wichtig, die Ähnlichkeit dieses Teils mit dem 6. Teil zu beachten.

Symmetrie von Teil 1 und Teil 6

Jesus Christus als Richter:

aus seinem Mund ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert hervor (Off.1,16 / 19,15)

Teil 1 Gericht über die Gemeinden;

Segen für Überwinder

Teil 6 Gericht über die Nationen

Tod für die Feinde Gottes

Jesus Christus stellt sich vor in beiden Teilen:

Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende (Off.1,8 / 21,6)

Jesus Christus und die Seinen

Er wandelt unter den Gemeinden

auf der Erde

Er wird bei ihnen wohnen

im himmlischen Jerusalem

Sein Versprechen:

Siehe, er kommt mit den Wolken (1,7)

Ja, ich komme bald! Amen (22,20)

Teil 2 beginnt mit der 1. Öffnung im Himmel: Off.4,1 Danach schaute ich und siehe, eine Tür wurde im Himmel geöffnet. Der Thron Gottes wird in diesem Teil 25mal erwähnt. Johannes wird im Geist in den Himmel versetzt und darf durch eine geöffnete Tür in den Thronsaal schauen. Der Thron, das Hauptthema dieses Teils wird 12mal in Kap.4 erwähnt, 5mal in Kap.5, 1mal in Kap.6 und 7mal in Kap.7. In den folgenden 15 Kapiteln der Offenbarung wird Gottes Thron nur noch 6mal erwähnt. Da der Thron Gottes bis zum Ende von Kapitel 7 das Hauptthema dieses Abschnitts bildet wird deutlich, dass Kapitel 7 kein Einschub ist. Der Gedankengang und die Chronologie der Ereignisse werden ununterbrochen fortgesetzt.

In Kap.4 geht es um die Herrschaft Gottes. Der Thron ist in der vertikalen Ebene von einem Regenbogen umgeben – dem Zeichen des Bundes Gottes mit Noah, in dem Gott die Gerichtsbarkeit an die Menschen delegierte. Die 24 Throne der Ältesten umgeben Gottes Thron in der horizontalen Ebene und deuten die indirekte Regierung Gottes durch die Ältesten an. Dieser Bund endet mit dem Beginn von Gottes Gericht, dem Tag des Zorns Gottes auf der Erde.

In Kap.5 erscheint Jesus Christus sowohl als Sieger als auch als Opfer. Er allein ist würdig, die versiegelte Buchrolle zu öffnen. Das Öffnen der ersten sechs Siegel in Kap.6 ist die Vorbereitung zum Öffnen der Schriftrolle. Mit der Öffnung des 7. Siegels wird die Schriftrolle geöffnet, und der Gerichtstag Gottes beginnt.

Bevor das Gottesgericht auf der Erde beginnt wird in Kap.7 die Fürsorge Gottes für die Seinen dargestellt: Zunächst die Versiegelung der 144 000 aus Israel, die durch dieses Siegel im Gottesgericht geschützt sind – ebenso wie Noah in der Arche. Die unzählbare Schar vor Gottes Thron ist m.E. die Gemeinde, die zu einem nicht definierten Zeitpunkt vor dem Beginn der Gerichte in den Himmel entrückt wurde. Das alttestamentliche Vorbild ist Henoch, der vor dem Flutgericht entrückt wurde. Die unzählbare Schar kommt aus derselben Drangsal, an der auch Johannes teilhatte (Off.1,9). Mit dieser Sicht wird die Chronologie der Offenbarung gewahrt, und Kap. 7 stellt einen Trost für beide oben genannten Gruppen dar. Johannes bezeichnet sich als „Mitgenosse in der Drangsal“ (Off.1,9). Hier und in Off.7,14 wird durch den bestimmten Artikel eine bestimmte Drangsal bezeichnet. In Off.7,14 erhält die durch den bestimmten Artikel definierte Drangsal den Zusatz „die Große“. M.E. wird dieser Zusatz der gesamten Gemeinde von Pfingsten bis zur Entrückung gegeben, nachdem die Drangsal bei der Entrückung abgeschlossen ist. Zur Zeit des Johannes war die Drangsal der Gemeinde noch nicht „die Große“.

In Mt.24,21 und in Dan.12,1 wird eine Drangsal ohne den bestimmte Artikel beschrieben aber durch den Zusatz definiert: Wie sie seit Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nicht wieder sein wird. Das kann kurz ausgedrückt werden als „die intensivste Drangsal aller Zeiten“. Die Drangsal, die Große (Off.7,14 wörtliche Übersetzung des Griechischen) ist also von der Drangsal Jakobs zu unterscheiden, die die intensivste Drangsal aller Zeiten ist (Mt.24,21 & Dan.12,1). Diese intensivste Drangsal Israels beginnt mit der Unterbrechung des Opferdienstes in Jerusalem und der Aufstellung des Gräuels der Verwüstung (Dan.9,27).

In Teil 3 wird die Öffnung der Buchrolle beschrieben, die mit der Öffnung des 7. Siegels erfolgt: Off.8,1 Und als es das siebte Siegel öffnete, entstand eine Stille im Himmel, etwa eine halbe Stunde lang. Mit dem Erschallen der Posaunen beginnt der Tag des Gerichtes Gottes. Die Dauer der ersten vier Posaunengerichte ist nicht angegeben. Ich vermute, dass sie in schneller Folge, vermutlich als Asteroiden- oder Kometen-Einschläge die beschriebenen Verwüstungen auf der Erde anrichten.

Die 5. Posaune ist identisch mit dem 1. Wehe und hat eine Dauer von fünf Monaten. In dieser Zeit quälen Mächte aus dem Abgrund die Menschen auf der Erde, die nicht durch das Siegel Gottes geschützt sind. Während der 6. Posaune, die mit dem 2. Wehe identisch ist, haben die beiden Zeugen 1260 Tage lang Vollmacht. Diese Periode ist die erste Hälfte der letzten Jahrwoche Israels. Während dieser Zeit wird im Tempel in Jerusalem Gott durch den Opferdienst verehrt (siehe meinen Artikel: Die Zukunft des Tempels in Jerusalem). Nach dem Ende des zweiten Wehes – dem Tod, der Auferstehung und dem Aufstieg der beiden Zeugen in den Himmel – ertönt die 7. Posaune.

In Teil zwei hatten die vier lebendigen Wesen gesagt: Gott der Allmächtige, der war und der ist und der kommt! (Off.4,8). Dieser Teil endet mit einem Lobpreis der 24 Ältesten, in dem sie sagen: Wir danken dir, Herr, Gott, Allmächtiger, der da ist und der da war, dass du deine große Macht angenommen und die Herrschaft angetreten hast! (Off.11,17).

In Teil 4 geht es überwiegend um Israel. Dieser Teil beginnt mit den Worten: Und der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde sichtbar in seinem Tempel (Off.11,19). Ein Zeichen im Himmel erscheint: Eine Frau, die mit der Sonne bekleidet ist und in Geburtswehen einen Sohn zur Welt bringt. Dieser Sohn wird zu Gott entrückt (siehe meinen Artikel: Das Geheimnis der frohen Botschaft in den dunkelsten Tagen). Der Teufel wird aus dem Himmel ausgestoßen: Und so wurde der große Drache niedergeworfen, die alte Schlange, genannt der Teufel und der Satan, der den ganzen Erdkreis verführt; er wurde auf die Erde hinabgeworfen, und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen (Off.12,9). Auf der Erde verfolgt er die Frau, die den Sohn geboren hat. Die Frau – Israel – flieht in die Wüste, wo sie für 1260 Tage lang einen sicheren Zufluchtsort bekommt. Der Drache bevollmächtigt das Tier, eine Schreckensherrschaft auf der Erde zu führen. Er tötet die beiden Zeugen und hat 42 Monate lang Vollmacht.

Abb. 4. Neues chronologisches Zeitschema der Offenbarung.

Die sechs Teile und die fünf Öffnungen im Himmel sind von David Gooding übernommen.

Teil 5 verläuft wahrscheinlich teilweise parallel zum 4. Teil. Darauf deutet die erneute Öffnung des Tempels hin: Nach diesem sah ich, und siehe, der Tempel des Zeltes des Zeugnisses im Himmel wurde geöffnet (Off.15,5). Dieser Teil enthält die sieben Zornschalen, mit denen der Zorn Gottes vollendet wird (Offb.15,1). Nach Prophezeiungen über die Hure Babylon endet dieser Teil mit der Beschreibung der Hochzeit des Lammes.

Der 6. und letzte Teil beginnt mit der Öffnung des Himmels: Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, heißt »Der Treue und der Wahrhaftige«; und in Gerechtigkeit richtet und kämpft er (Off.19,11). Dieser Teil enthält das zweite Kommen Jesu Christi als König der Könige, das Gericht über die Feinde Gottes, die erste Auferstehung, das 1000-jährige Friedensreich und den neuen Himmel und die neue Erde. Diese sechs Teile der Offenbarung sind in Abb.4 zusammen mit den entsprechenden alttestamentlichen Prophetien dargestellt.

Welchen Einfluss hat das Verständnis der Offenbarung auf die Hoffnung der Gläubigen?

In der Reformationszeit meinten die meisten Gläubigen, der Gerichtstag Gottes habe bereits begonnen. Bei ihnen war die Hoffnung auf die Entrückung verschüttet (vgl. 2.Thes.2,1-2). Als Darby im Anfang des 19. Jahrhunderts die prophetischen Schriften studierte, erkannte er, dass die Entrückung jederzeit zu erwarten sei. In dieser Hoffnung auf ihren Herrn hatten die ersten Christen gelebt (1.Thes.1,10). Im Einklang mit dieser biblischen Hoffnung steht die Auslegung, dass die Entrückung der Gemeinde in der Offenbarung zwischen Kapitel 3 und 4 stattfindet. Wie steht es aber mit dem hier dargestellten neuen Zeitschema der Offenbarung?

Da die Gemeinde zwar vor dem Gerichtstag Gottes entrückt wird, aber die Öffnung der Siegel nach dem neuen Schema nur die Vorbereitung des Gerichtstages darstellen, könnte jemand auf den Gedanken kommen, dass vor der Entrückung erst nach der Öffnung von sechs Siegel erfolgen müsste. Wo stehen wir heute im Zeitverlauf der Offenbarung?

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die Öffnung des 5.Siegels mit dem grauenhaften Völkermord an den Juden durch Nazideutschland abgeschlossen wurde. Diese Sicht wird dadurch unterstützt, dass die Märtyrer, deren Seelen unter dem Brandopferaltar gezeigt werden und die um Gottes Rache beten, keine Gläubigen aus der Gnadenzeit sind.

In den 1970iger Jahren besuchten uns einige jüdische Ehepaare, die in Russland den Holocaust überlebt hatten. Sie fragten mich, warum Gott diesen grauenhaften Völkermord zugelassen habe. Ich las ihnen Off.6,9-11 vor und erklärte ihnen, dass die Seelen derer, die hingeschlachtet worden waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten, jüdische Märtyrer seien. Auf ihre Frage: Bis wann, o Herrscher, der du heilig und wahrhaftig bist, richtest und rächst du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen? wird ihnen geantwortet (V.11), dass sie noch eine kleine Zeit ruhen sollten, bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollendet wären, die auch wie sie getötet werden sollten.

Für Israel ist das gerechte Gottesgericht auf dieser Erde ein Trost, wie aus der Fortsetzung des Textes hervorgeht, den Jesus Christus in der Synagoge in Nazareth las (Jes.61,1-2): Der Geist des HERRN, des Herrschers, ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat, den Armen frohe Botschaft zu verkünden; er hat mich gesandt, zu verbinden, die zerbrochenen Herzens sind, den Gefangenen Befreiung zu verkünden und Öffnung des Kerkers den Gebundenen, um zu verkündigen das angenehme Jahr des HERRN und den Tag der Rache unseres Gottes, und um zu trösten alle Trauernden. Unser Herr hatte bis zu den Worten gelesen „das angenehme Jahr des HERRN“ und gesagt (Lk.4,21): Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren! Die Gnadenzeit wurde durch unseren Herrn eröffnet. Die Gläubigen der Gnadenzeit bitten wie unser Herr am Kreuz und wie Stephanus um Gnade und nicht um Rache. Im Plan Gottes ist aber der Tag der Rache als Trost für sein Bundesvolk Israel enthalten, wie die zweite Hälfte des letzten Satzes zeigt, den unser Herr nicht mehr gelesen hat: und den Tag der Rache unseres Gottes und zu trösten alle Trauernden (Jes.61,2b).

Die Öffnung des 5.Siegel ist daher nach meinem Verständnis mit dem Holocaust erfolgt. Was bedeutet das 6.Siegel? In Off.6,12-14 werden kosmische Katastrophen beschrieben ähnlich wie bei den ersten vier Posaunengerichten, die aber im Gegensatz zum 6.Siegel globale Zerstörungen bewirken. Als Auswirkung des 6.Siegels wird nur eine panische Furcht vor dem Tag des Zorns beschrieben (V.15-17): Und die Könige der Erde und die Großen und die Reichen und die Heerführer und die Mächtigen und alle Knechte und alle Freien verbargen sich in den Klüften und in den Felsen der Berge, und sie sprachen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn der große Tag seines Zorns ist gekommen, und wer kann bestehen?

Die hier beschriebene Furcht ist m.E. verursacht durch das Wissen, dass eine kosmische Katastrophe mit Sicherheit kurz bevorsteht. Diese Katastrophe ist wahrscheinlich die Kollision eines Asteroiden oder Kometen mit der Erde, deren Eintritt mehrere Monate zuvor berechnet worden ist. In der Vergangenheit wurden mehrmals gefährliche Bahnen solcher Objekte beobachtet, dann aber Entwarnung gegeben, weil die Bahnen dicht an der Erde vorbeiführten. Wenn in Zukunft eine solche Bahn beobachtet wird und dann mit Sicherheit die baldige Kollision mit der Erde bestätigt wird, muss das zu einer konkreten Furcht führen, wie in Off.6,15 beschrieben.

Falls eine solche Situation vor der Entrückung eintritt, wäre damit für Gläubige erstmals die Möglichkeit gegeben, mit Sicherheit zu wissen wann die Entrückung spätestens stattfinden muss, denn bevor der Gerichtstag Gottes beginnt (Off.8,1-12) ist die Gemeinde entrückt und steht vor dem Thron Gottes. Im Gegensatz zu den Menschen auf der Erde, die sich vor dem Herrscher auf dem Thron verbergen wollen, preisen die entrückten Gläubigen ihren Gott und empfangen den wunderbarsten Trost für ihre Tränen, die sie in der großen Drangsal der gesamten Gemeinde geweint haben: Denn das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist, wird sie weiden und sie leiten zu Quellen der Wasser des Lebens, und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen (Off.7,17).

Wir leben also in einer Zeit, wo wir mit dem Beginn des Gottesgerichts und der Entrückung davor ganz akut rechnen müssen. Unsere Zeitbestimmung im Zeitverlauf der Offenbarung zeigt uns, wie viel von der Prophetie inzwischen schon in Erfüllung gegangen ist. Der Unterschied zu der Auslegung, dass die Entrückung vor der Öffnung der Siegel erfolgt besteht vor allem darin, dass das neue Zeitschema zeigt, wie klein heute das Zeitfenster vor der Entrückung geworden ist.

Gott schenke uns, dass die Freude auf unseren Herrn, der seine Gemeinde ins Vaterhaus führen wird, durch ein neues Studium der Offenbarung wieder lebendiger wird. In der Einleitung dieses großartigen Buches werden wir zum Studium ermuntert: Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe. Zum Abschluss unserer Betrachtungen will ich das Versprechen unseres Herrn und die Antwort seiner Gemeinde zitieren: Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald! Amen. — Ja, komm, Herr Jesus!

(2023-01)