Er ist der Schöpfer aller Dinge

[Wegweisung 1996, S.577-579, (CV Dillenburg)]

Hartmut Ising

Im Brief an die Kolosser und im Hebräer­brief ­wird die über­ragende Größe des Sohnes Gottes herausge­arbei­tet, indem u.a. gezeigt wird, daß der Sohn die Engel weit über­ragt. Anlaß dazu waren Gefahren für die Gläubi­gen, die in Kolos­sä aus der grie­chischen Philosphie, spe­ziell aus der Gno­stik und bei den Hebrä­ern aus dem Judentum mit seinen traditio­nellen gottes­dienst­lichen Formen und seiner Mystik stammten. Paulus schreibt: Seht zu, daß nie­mand euch einfange durch die Philoso­phie und leeren Betrug nach der Überlieferung der Men­schen,... Laßt euch um den Kampfpreis von niemandem bringen, der seinen eigenen Willen tut in Demut und Anbetung der Engel, der auf Dinge ein­geht, die er in Visio­nen gesehen hat (Kol.2,8+18). Die wirk­samste Abwehr dieser Gefahren besteht nun im Vergleich der in diesen Strömungen verherrlichten Gei­stesmächte mit dem Sohn Gottes, der alles überragt, dennin ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leib­haftig; ... Er ist das Haupt jeder Gewalt und jeder Macht (Kol.2,8+9).

Seine Stellung gegenüber der Schöpfung wird mit den Worten umrissen: "Erstgeborener aller Schöpfung" (Kol.1,15), was gleichbedeutend ist mit dem in V. 18 zusammen gefassten Ziel Gottes für den Sohn seiner Liebe: "damit er in allem den Vorrang habe."

Sowohl in der Schöpfung (Kol.1,15-17) als auch in der Erlösung (V. 18-20) nimmt der Sohn Gottes den höchsten Platz ein. Be­züglich der Erlösung verbinden wir diese Wahrheit viel eher mit realen Vorstellungen als bezüg­lich der Schöpfung. Dabei ver­gessen wir in der Regel, daß jede Offenbarung Gottes in Raum und Zeit - auch bei der Erschaf­fung der Welt - immer in der Person des Sohnes geschieht.

Alle Initiative für die Schöpfung geht auf Gott, den Vater, zurück (Off. 4,11,...Deines Willens wegen sind alle Dinge er­schaffen worden). Alle Ausführung dieses Schöpferwil­lens Gottes ist dagegen dem Sohn übergeben.


Der Sohn Gottes - Architekt und Bauherr der Schöpfung

In ihm,... durch Ihn und für Ihn ist alles geschaffen worden (Kol.1,16). Er ist also der Architekt, in dessen Gedanken das ganze Wunderwerk der Schöpfung geplant war und auch der Baumei­ster, durch den dieser Plan in Raum und Zeit ausgeführt wurde. Aber damit nicht genug, diese ganze Initiative Gottes, des Vaters, dient dazu, für den Sohn seiner Liebe die gesamte sichtbare und unsichtbare Schöp­fung zu errichten. Damit ist der Sohn in einer Person Architekt, Baumeister und Erbe (Heb. 1,2) bzw. zukünftiger Hausherr der Schöpfung.

Die Arbeit eines Architekten wollen wir uns an einem Beispiel verdeutlichen. Eine Landesregierung beschließt, einen Fluß aufzustauen. Deshalb wird ein Landschaftsarchitekt beauftragt, alternative Entwürfe für dieses Projekt auszuarbeiten. Er be­sich­tigt das Flußtal und prüft die verschiedenen Möglich­keiten. An geeigneten Stellen hat er schon den zukünftigen Stausee mit dem elegant ge­schwungenen Staudamm vor seinem inneren Auge. Aus diesen inneren Bildern wählt er nun verschie­dene landschaftlich an­sprechende Lösungen aus. Mit kurzen Skiz­zen verdeutlicht er seinen Bauingenieuren und Konstrukteuren seine Gedanken. Sein Planungsstab erarbeitet nun ganze Ordner­ voll Zeichnungen und Berechnungen, aus denen die Regierung eine Variante auswählt. Anschließend muß die Detailplanung durchgeführt werden - eine gewaltige Arbeit - bevor mit der Bauausführung begonnen werden kann.

Der Sohn Gottes hatte den gesamten Plan für das Universum mit jedem Detail dieses Planeten als Lebensraum für seine Ge­schöpfe in sich, bevor Zeit, Raum, Energie und Materie durch ihn ins Dasein gerufen wurden. Die ursprüngliche Realisierung dieses Planes in Raum und Zeit könnte einem unvorstellbar großen Infor­mations­fluß gleichbedeutend sein, dem heute die Summe aus dem gesam­ten Infor­mationsfluß, aller Ener­gie und aller Materie im gesamten Universum entspricht.*) Die Erschaffung der Welt (vgl.1.M.1,1) könnte demnach so verstanden werden, daß der Sohn Gottes den gesamten Plan der Schöpfung am Anfang in die auf Sein Wort hin beginnen­de Welt (Welt-Zeitlauf) einführte und daß dieser gewal­tige Informationsfluß dabei zum Teil in Form von Energie und Materie in Erscheinung trat.

Diese Gedanken sind für den Glauben­den im wesentlichen verständ­lich: "Durch den Glauben verstehen wir, daß die Welten (aiones = Welt-Zeitläufe) durch Gotts Wort (rhema = Sprechen = Informa­tionsfluß) bereitet worden sind, so daß das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem (aus nicht mit den Sinnen Wahr­nehmbarem) geworden ist (Heb.11,3). Durch das Wort Gottes ist alles ge­schaffen: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott....Alles wurde durch dassel­be (Joh.1,1+3). Hier steht im Gegen­satz zu Heb.11,3 für Wort logos = ewiges Wort. Dieses Wort ist von Ewigkeit her Gott (Joh.1,2), hat am Anfang (1.M.1,1) die Schöpfung ins Dasein gerufen und ist in der Fülle der Zeit Fleisch geworden (Joh.1,14).


Der Sohn Gottes - zukünftiger Hausherr der Schöpfung

Alle Dinge sind für Ihn geschaffen worden, damit Er als Erbe der zukünftige Hausherr der gesamten Schöpfung sei. Nach Ps 110,1 sitzt der Sohn jetzt zur Rechten Gottes und wartet, daß Ihm Seine Feinde unterworfen werden. Auf der Erde wird das im kom­menden Friedensreich realisiert sein. Dann wird unser Herr hier auf der Erde von Seinem Recht als Hausherr uneingeschränkt Gebrauch machen. – Zur Zeit wird Ihm dieses Recht nur in Seinem Tempel, der Gemeinde, freiwillig eingeräumt. Erst wenn der letzte Feind, der Tod, weggetan ist, wird der Sohn die voll­ständige Annerkennung als Hausherr in Seinem universalen Eigen­tum genießen und gleichzeitig Seinem Gott und Vater unterworfen sein (1.Kor.15,26-28).


Wir erkennen also, daß der gesamte Plan Gottes mit Schöpfung und Erlösung auf dieses eine Ziel ausgerichtet ist, dem Sohn seiner Liebe die uneingeschränkte Anerkennung als Hausherr zu verschaf­fen. Nach der gewaltigen Machtentfaltung am Anfang der Schöpfung wurde die entscheidende Voraussetzung für dieses Ziel in der Erlösung mit dem entgegengesetzten Mittel - der völligen Machtentäußerung des Sohnes - geschaffen. In der noch jetzt währen­den Gnadenzeit ist dieses Ziel Gottes nur innerhalb der wahren Gemeinde erfüllt, wo der Herr Jesus freiwillig und vollständig als Hausherr anerkannt wird. - Auf diese Weise kann wahre Ge­meinde definiert werden! - An dieser Stelle sollten wir uns fra­gen, in wie weit der Herr Jesus in unserem persönlichen Leben und in der Gemeinde aus Liebe freiwillige Anerkennung als Haus­herr findet.

Bis zur uneingeschränkten Anerkennung des Sohnes als Hausherr sind aber in Zukunft noch Kriege, Ge­richte und eine völ­lige Neu­schöpfung erforderlich, um das große Ziel Gottes auch bei Seinen Feinden zu er­reichen:

Damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himm­lischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Va­ters (Phil 2,10-11).


*) Das bedeutet eine Erweiterung des Erhaltungssatzes für Energie und Masse um einen 3.) Summanden: dem Produkt aus dem Informationsfluß I und dem Planckschen Wir­kungsquantum h. Da das Schöpferwort Gottes, der Informationsfluß, am Anfang ­steht, wird dieser in dem erweiterten Erhaltungssatz an erster Stelle ge­schrieben. Als Formel lautet der Erhaltungssatz (nach Division durch h):

I + E/h + mc2/h = constant.