Die Feste des HERRN

Erfüllung der prophetischen Bedeutung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Hartmut Ising

Einführung

Im 3. Buch Mose 23 sind die sieben Feste des HERRN beschrieben. Diese Feste haben prophetische Bedeutungen. Zur prophetischen Bedeutung der Feste des HERRN gibt es viele gute Bücher. Mir ist aber in dieser Literatur eine mangelnde Unterscheidung zwischen der Prophetie für Israel und der Prophetie für die Gemeinde aufgefallen. Dabei geht besonders um die Bedeutung des Pfingstfestes und des Posaunenfestes, also der Feste 4 und 5. Deshalb wird in diesem Artikel der Schwerpunkt auf diese beiden Feste gelegt.

Zur Einführung möchte ich Eugene P. Vedder, Jr. zitieren, der einige Grundprinzipien für die Auslegung von Prophetie nennt:

# Keine Prophezeiung der Heiligen Schrift hat eine private oder unabhängige Interpretation – alles muss als Teil eines großen Plans verstanden werden, der in harmonischer Beziehung zum Ganzen steht (siehe 2. Petrus 1:20-21)…

# Um die Prophezeiung richtig zu verstehen, ist es wichtig, den Unterschied zwischen Israel, den Nationen – auch Heiden genannt – und der Gemeinde – auch Versammlung genannt – zu

verstehen. Die Gemeinde wird im Alten Testament nie direkt erwähnt.

# Gottes Umgang mit der Menschheit ist im Rahmen von Dispensationen – Zeiträumen, in denen Gott den Menschen auf eine bestimmte Weise prüft – immer konsistent.

# In der Prophezeiung verwendete Symbole werden einheitlich verwendet, nicht zufällig oder mit widersprüchlicher, verwirrender Bedeutung.

# Klare Schriftenstellen müssen zur Interpretation weniger klarer Schriftenstellen herangezogen werden.

Die ersten drei Feste sind erfüllt in Jesus Christus

Die ersten drei Feste sind bereits erfüllt in unserem Herrn Jesus Christus (vgl. meinen Aufsatz: „Beispiele alter jüdischer Messias-Erwartung“). Das erste Fest, das Passah, wurde am ersten Tag des ersten Monats gefeiert. Die Erfüllung war der Tod des Lammes Gottes (1.Kor.5,7b). Das anschließende Fest der ungesäuerten Brote dauerte eine Woche lang und ist das prophetische Vorbild des vollkommenen Lebens von Jesus Christus (1.Pet.2,22). Das Fest der Erstlingsgarbe wurde am Tag nach dem Sabbat in der Festwoche gefeiert. Im Jahr 33 n.Ch. fiel dieser Sabbat auf den Tag des Passahs. Am Sonntag, dem Tag nach diesem großen Passah (Joh.19,31), wurde das Vorbild der Erstlingsgarbe in der Auferstehung von Jesus Christus erfüllt (vgl. meine Artikel: „Die Gottesknechts-Lieder im Buch Jesaja“ und „Gedanken zur Messias-Erwartung“).

Das Pfingstfest wird erfüllt in der christlichen Gemeinde

Sieben Wochen nach dem Fest der Erstlingsgarbe fand das Wochenfest (Pfingsten) statt. An diesem Tag im Jahr 33 n.Chr. begann die Erfüllung dieses Festes durch die Ausgießung des Heiligen Geistes auf die in Jerusalem versammelten Gläubigen:

Und als der Tag der Pfingsten erfüllt wurde, waren sie alle an einem Ort beisammen. Und plötzlich kam aus dem Himmel ein Brausen, wie von einem daher fahrenden, gewaltigen Wind, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen. Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen (Apg.2,1-4).

Bei diesem Fest sollten zwei gesäuerte Brote als Erstlingsopfer dargebracht werden:

Aus euren Wohnungen sollt ihr Webe-Brote bringen, zwei von zwei Zehnteln Feinmehl sollen es sein, gesäuert sollen sie gebacken werden, als Erstlinge dem HERRN (3.Mo.23,17).

Dies war das einzige Opfer, das aus Sauerteig hergestellt wurde. Diese Brote stehen als Bild für die Juden und die Heiden, die in Christus zu einem neuen Menschen geschaffen wurden:

Er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung, nachdem er in seinem Fleisch die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, weggetan hatte, damit er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe und die beiden in einem Leib mit Gott versöhnte durch das Kreuz (Eph.2,14-16).

Dieser neue Mensch ist die Gemeinde, die Gesamtheit aller Gotteskinder vom ersten Pfingstfest bis zu der Entrückung.

Die Entrückung beendet die prophetische Erfüllung des Pfingstfestes

Das Ende der Gemeindezeit ist die Entrückung, die unser Herr Jesus als erstes in Joh.14,2-3 ankündigte:

In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet.

Die Ausführung dieses Versprechens wird u.a. in 1.Kor.15,51-52 beschrieben. Dort lesen wir, dass wir vor dem Eintritt ins Vaterhaus unsterbliche Körper erhalten werden. Angekündigt wird diese Verwandlung mit dem Schall der letzten Posaune. Was ist die letzte Posaune? Ist es die letzte der sieben Gerichtsposaunen in der Offenbarung? Das alttestamentliche Vorbild hierfür sind die sieben Posaunen (Jos.6,4), die vor der Eroberung von Jericho geblasen wurden. Diese Instrumente waren Widderhörner bzw. Schofar. Ihr dumpfer Ton kündigte das Gericht über Jericho an. Da die Entrückung vor dem großen Gerichtstag Gottes auf dieser Erde stattfindet (vgl. meinen Artikel, „Die Entrückung der Gemeinde vor Gottes Zorngericht auf dieser Erde“), kann die 7. Posaune in der Offenbarung nicht gemeint sein.

Einige Ausleger vertreten die Ansicht, dass die letzte Posaune das dritte Signal beim römischen Heer sei. Der griechische Historiker und Geschichtsschreiber Polybios beschreibt die Bedeutung der drei Signale: 1. Zelte abbrechen und packen; 2. Gepäck auf die Lasttiere legen; 3. Abmarsch. – Ist diese Signalfolge ein Vorbild für die Gemeinde?

Im Neuen Testament gibt es mehrere Beispiele für Folgen von zwei Ereignissen, wobei das Zweite auch das Letzten ist, z.B. in 1.Kor.15,45 & 47:

So steht auch geschrieben: „Der erste Mensch, Adam, wurde eine lebendige Seele“; der letzte Adam ein lebendig machender Geist. Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub; der zweite Mensch vom Himmel.

Im Alten Testament finden wir neben den sieben Gerichts-Posaunen zwei Silbertrompeten:

Mache dir zwei Trompeten aus Silber; in getriebener Arbeit sollst du sie machen; und sie sollen dir zur Berufung der Gemeinde und zum Aufbruch der Lager dienen.

In 4.Mo.10,5 wird berichtet, dass der Aufbruch auf ein Signal dieser Trompeten erfolgte:

Blast ihr Lärm, so sollen die Lager aufbrechen (4.Mo.10,2).

Der Schall, der hier mit „Lärm blasen“ wiedergegeben wird, ist aber ein Jubelschall. Das wird deutlich an der Übersetzung des hier verwendeten hebräischen Wortes „terua“ in Ps.89,16:

Glückselig das Volk, das den Jubelschall kennt!

Bei der Wüstenwanderung diente das erste Trompeten-Signal zum Sammeln der Gemeinde.

Seit Pfingsten ertönt der Ruf des Evangeliums zum Sammeln der Gemeinde. Der Apostel Paulus schreibt in 1.Thes.1,8:

Von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen,

und verwendet dabei das griechische Verb execheomai: hinaustönen lassen.

Die letzte Posaune, der Jubelschall

Die „letzte Posaune“ ertönt nach dem Abschluss der Berufung oder Sammlung der Gemeinde,

wenn die Vollzahl der Nationen eingegangen ist (Rm.11,25).

Bild 1: Zwei Silbertrompeten

Der Klang der Silbertrompeten ist hell und freudig. Ein Freund mit guter Kenntnis der hebräischen Sprache erklärte mir, dass das hebräische Wort „terua“ einen freudigen Schall beschreibt. Beim Jubelschall, dem Schall der letzten Posaune, erfolgt die Entrückung der Gemeinde. Auf dieses Ereignis warten wir täglich. Mit diesem Jubelschall ist die Zeit der Gemeinde – im prophetischen Vorbild das Pfingstfest – abgeschlossen.

Tabelle 1: Übersicht über die sieben Feste des HERRN

In Tabelle 1 wird eine Übersicht über die sieben Feste des HERRN dargestellt. Die drei ersten Feste wurden in der Vergangenheit erfüllt. Die Erfüllung des Pfingstfestes hat vor knapp 2000 Jahren begonnen und währt noch in der Gegenwart. Die Entrückung der Gemeinde wird den Abschluss der Erfüllung des Pfingstfestes bilden. Die drei letzten Feste werden alle in der Zukunft in Israel erfüllt werden.

Das 5. Fest, das Posaunenfest

Nach dem Pfingstfest folgt im jüdischen Kalender eine Zwischenzeit von mehr als vier Monaten. Diese Zeit ohne Feste wird durch das Posaunenfest beendet:

Im siebten Monat, am Ersten des Monats, soll euch Ruhe sein, ein Gedächtnis des Posaunenhalls, eine heilige Versammlung (3.M0.23,24).

Auch hier steht das hebräische Wort „terua“, Jubelschall.

Bild 2: Ankündigung des Posaunenfestes durch den Schall der Silbertrompeten zusammen mit dem Schofar (https://templeinstitute.org - Rosh Hashana 2).

Ursprünglich war dieser Festtag ein Freudenfest, das mit dem Jubelschall angekündigt wurde. Als das Volk z. Zt. von Nehemia am 1. des 7. Monats – am Tag des Posaunenfestes – zusammenkam und aus dem Buch des Gesetzes vorgelesen wurde, trauerten und weinten viele. Weil das aber an diesem Tag falsch war, ermutigte sie Esra mit den Worten:

Die Freude an dem HERRN ist eure Stärke Und die Leviten beschwichtigten das ganze Volk, indem sie sprachen: Seid still, denn der Tag ist heilig; und betrübt euch nicht! Und das ganze Volk ging hin, um zu essen und zu trinken und Teile zu senden und ein großes Freudenfest zu begehen (Neh.8,10).

Einige Jahre früher hatten die aus Babylon zurückgekehrten Juden an diesem Festtag mit dem Opferdienst auf dem Brandopferaltar in Jerusalem begonnen:

Als der siebte Monat herankam und die Kinder Israel in den Städten waren, da versammelte sich das Volk wie ein Mann nach Jerusalem. Und sie richteten den Altar auf an seiner Stätte. Am ersten Tag des siebten Monats fingen sie an, dem HERRN Brandopfer zu opfern; aber der Grund des Tempels des HERRN war noch nicht gelegt (Esra 3,1 & 3 & 6).

Nach Zerstörung des Tempels im Jahr 70 n.Chr. wurden die Trompeten bei der Ankündigung des Festes weggelassen, um die Trauer über die Zerstörung des Tempels zum Ausdruck zu bringen.

In den 1990er Jahren hatte ich die Gelegenheit, mit einem Rabbiner des Tempel Instituts in Jerusalem zu sprechen. Ich fragte ihn, ob für den Opferdienst der Tempel in Jerusalem notwendig sei. Er erinnerte mich an die oben zitierte Bibelstelle und sagte in etwa: „Für den Opferdienst ist nur der Brandopferaltar erforderlich. Wir wissen auch schon den Tag, an dem der Opferdienst beginnen wird, Rosch ha-Schana – das Posaunenfest, – nur das Jahr wissen wir noch nicht.

Der Zugang zu dem ursprünglichen Standort von Tempel und Altar ist von dem Tunnel an der Westmauer des Tempelplatzes aus möglich (vgl. meinen Aufsatz: „Die Zukunft des Tempels in Jerusalem“). Die politischen Voraussetzungen für den Beginn des Opferdienstes werden z.Zt. schrittweise erfüllt, wie im Folgenden gezeigt wird.

Der Opferdienst beginnt mit Inkrafttreten eines 7-Jahres-Bundes

In Daniel 9,26-27 wird die lange Zeit zwischen der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 und dem Wiederbeginn des Opferdienstes in der Zukunft beschrieben:

Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und das Ende davon wird durch die überströmende Flut sein; und bis ans Ende: Krieg, Festbeschlossenes von Verwüstungen. Und er wird einen festen Bund mit den Vielen schließen für eine Woche; und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen.

Der kommende Fürst wird einen Bund mit den Vielen von Israel schließen für eine Jahr-Woche, also für sieben Jahre. Da dieser Fürst den Opferdienst nach 3 ½ Jahren aufhören lassen wird, muss der Opferdienst bei Inkrafttreten dieses Bundes begonnen haben.

Im Jahr 1993 wurde bereits einmal versucht, den Frieden im Nahen Osten durch einen 7-Jahres-Vertrag zu sichern. Dieser Vertrag wurde zwischen Arafat, der Führer der Palästinenser und Israel geschlossen. Außerdem sollte das Jerusalem-Problem im letzten Vertragsjahr gelöst werden. Der in Daniel angekündigte Vertrag wird aber zwischen dem zukünftigen Fürsten des römischen Reiches in seiner Endphase und Israel geschlossen, und das Jerusalem-Problem ist mit Inkrafttreten dieses Vertrages gelöst.

Der Oslo-Friedensvertrag ist gescheitert. Berater des Präsidenten der USA urteilten damals, dass das Hauptproblem für den Nahost-Frieden der Tempelberg/Haram al-Sharif sei. Eine stabile Problemlösung setzte eine einvernehmliche Teilung des Tempelberges/Haram al-Sharif voraus. Damals wurde vorgeschlagen, dieses Gebiet horizontal zu teilen. Den oberirdischen Teil mit dem Felsendom und der Al Aqsa Moschee sollten die Moslems bekommen, den unterirdischen Teil die Juden. Das ist möglich, da vor 2000 Jahren die Oberfläche 6 m bis 12 m unter der heutigen Oberfläche lag.

Bild 3: Der Brandopferaltar z.Zt. des Herodes, links: Skizze von Maimonides, Maßangaben in hebräisch, rechts: Moderne maßstabgetreue Skizze mit Maßen (Gesamthöhe ca.5,8 m).

Z.Zt. unseres Herrn Jesus hatte der Brandopferaltar bereits die Maße des in Hes.43,13-17 beschriebenen Altars im messianischen Friedensreich. Der Tempel konnte damals nicht in den von Hesekiel beschriebenen Maßen gebaut werden, weil der Tempelplatz dazu viel zu klein ist. Ist die Größe des Altars vielleicht ein Hinweis darauf, dass auf ihm der zukünftige Opferdienst beginnen wird?

Wer ist der kommende Fürst?

Da die Römer den Tempel in Jerusalem zerstört haben, ist der „kommende Fürst“ ein Herrscher des römischen Reiches in seiner letzten Form. Diese ist im Buch Daniel in zwei Bildern dargestellt:

Seine Füße teils aus Eisen und teils aus Ton (zwei Füße mit zehn Zehen, Dan.2,33).

In Kapitel 7 werden dem Daniel die vier Weltreiche bildlich als verschiedene Tiere gezeigt. Aus dem vierten Weltreich wird ein besonderer Machthaber aufstehen:

Während ich auf die Hörner Acht gab, siehe, da stieg ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen empor, und drei von den ersten Hörnern wurden vor ihm ausgerissen; und siehe, an diesem Horn waren Augen wie Menschenaugen und ein Mund, der große Dinge redete.

Dieser Diktator wird 3 ½ Jahre lang absolute Macht haben:

Das vierte Tier: Ein viertes Königreich (römisches Reich) wird auf der Erde sein, das von allen Königreichen verschieden sein wird; und es wird die ganze Erde verzehren und sie zertreten und sie zermalmen. Und die zehn Hörner: Aus jenem Königreich werden zehn Könige aufstehen; und ein anderer wird nach ihnen aufstehen, und dieser wird verschieden sein von den vorigen und wird drei Könige erniedrigen. Und er wird Worte reden gegen den Höchsten und die Heiligen der höchsten Örter vernichten; und er wird darauf sinnen, Zeiten und Gesetz zu ändern, und sie werden eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit in seine Hand gegeben werden (Dan.7,23-25).

Bevor dieser Diktator seine satanische Bosheit offenbart, wird er im Rahmen eines 7-Jahres-Vertrges den Opferdienst auf dem Brandopferaltar in Jerusalem ermöglichen. Dazu wird ein Kompromiss ausgehandelt werden: Israel bekommt den Zugang zum ursprünglichen Standort des Tempels und des Brandopferaltars. Dafür muss Israel die Souveränität über die Altstadt von Jerusalem an die Vereinten Nationen abgeben. Das folgt aus Off.11,1-2:

Es wurde mir ein Rohr, gleich einem Stab, gegeben und gesagt: Steh auf und miss den Tempel Gottes und den Altar und die, die darin anbeten. Und den Hof, der außerhalb des Tempels ist, wirf hinaus und miss ihn nicht; denn er ist den Nationen gegeben worden, und sie werden die Heilige Stadt 42 Monate zertreten.

Diese Prophezeiung geht zu Beginn der letzten Jahrwoche Israels in Erfüllung. Während der ersten Hälfte dieser Jahrwoche findet in Jerusalem der Opferdienst statt, und die Heilige Stadt einschließlich des äußeren Vorhofes des Tempels ist den Nationen gegeben – d.h. steht unter der Herrschaft der Vereinten Nationen.

Das Evangelium des Reiches

In dieser Zeit wird das Evangelium des Reiches verkündigt (Mt.24,14):

Und dieses Evangelium des Reiches wird auf dem ganzen Erdkreis gepredigt werden, allen Nationen zum Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.

Unser Herr Jesus bezieht sich in Matthäus 25 mit den Worten:

Dann wird das Reich der Himmel zehn Jungfrauen gleich werden“ auf diese Zeit.

Die fünf klugen Jungfrauen haben Öl und brennende Lampen, sie verkünden das Evangelium des Reiches und dürfen an der Hochzeit des Lammes teilnehmen. Sie sind m.E. die 144 000 aus den 12 Stämmen Israels, die vor dem Beginn des Gottesgerichts auf der Erde versiegelt werden und die in Off.14,1 & 4 mit dem Lamm auf dem himmlischen Berg Zion erscheinen:

Ich sah: Und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm 144.000, die seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen.

Diese sind aus den Menschen erkauft worden als Erstlinge für Gott und das Lamm.

Die fünf törichten Jungfrauen gehen zwar auch dem Bräutigam entgegen, haben aber keine brennenden Lampen. An der Hochzeit dürfen sie nicht teilnehmen (vgl. meinen Artikel: „Gottes Plan mit Israel“).

Der kommende Fürst offenbart sich als Mensch der Sünde

In der Mitte der letzten Jahrwoche Israels wird die 7. Posaune des Gerichtes Gottes über diese Erde erschallen und die unumschränkte Macht des Diktators für 3 ½ Jahre beginnen.

Dann offenbart er sich (2.Thes.2,3-4) als

der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, der widersteht und sich erhöht über alles, was Gott heißt oder verehrungswürdig ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, dass er Gott sei.

Als ersten Machtbeweis wird er die zwei bevollmächtigten Zeugen Gottes töten:

und ihr Leichnam wird auf der Straße der großen Stadt liegen, die geistlicherweise Sodom und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde (Off,11,8).

Nach 3 ½ Tagen werden sie auferweckt und steigen vor den Augen ihrer Feinde in den Himmel auf. Zu dieser Zeit erscheint eine Frau im Himmel, von der in Off.12,5-6 gesagt wird:

Sie gebar einen Sohn, ein männliches Kind, der alle Nationen weiden soll mit eiserner Rute; und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und zu seinem Thron.

Und die Frau floh in die Wüste, wo sie eine von Gott bereitete Stätte hat, damit man sie dort ernähre 1.260 Tage.

(Vgl. meinen Artikel: „Das Geheimnis der frohen Botschaft in den dunkelsten Tagen“)

In diesen letzten 3 ½ Jahren wird der Tempel durch das Gräuelbild des kommenden Diktators, des Tieres aus dem Meer, entweiht sein. Der Tempel muss also in den ersten 3 ½ Jahren gebaut worden sein.

In dieser zweiten Hälfte der letzten sieben Jahre Israels ist Jerusalem nicht mehr die „Heilige Stadt“ sondern die große Stadt liegen, die „geistlicherweise Sodom und Ägypten“ heißt. Es ist die Zeit der größten bzw. intensivsten Drangsal:

Es wird eine Zeit der Drangsal sein, wie sie nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht bis zu jener Zeit. Und in jener Zeit wird dein Volk errettet werden, jeder, der im Buch geschrieben gefunden wird (Dan,12,1).

Am Ende dieser furchtbaren Drangsal Jakobs wird der HERR die Treuen seines Volkes, die nicht den Diktator bzw. seinen Gräuelbild im Tempel angebetet hatten erretten und die Feinde vernichten, die gegen Jerusalem herankommen (Sach12,9). Das geschieht direkt vor dem großen Versöhnungstag, Yom Kippur.

Das 6. Fest, der große Versöhnungstag

Die Umkehr Israels zu ihrem Messias, der vor 2000 Jahren als Sühnopfer gestorben war, wird in Sach.12,10 beschrieben:

Und ich werde über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen; und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen gleich der Wehklage über den einzigen Sohn und bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt.

Diese alttestamentlich gläubigen Juden haben in der ganzen Zeit ihren leidenden Messias nicht erkannt. Erst jetzt, wo sie ihn in seiner göttlichen Macht und Herrlichkeit sehen dürfen, erkennen sie ihn und weinen über seinen Tod.

Schon seit langer Zeit verstanden manche Juden etwas von dem, was über den Messias prophezeit worden war.

In dem Gebetsbuch für die Festtage ("Mahzor Rabbah") stand bis ca.1930 ein Gebet von Rabbi Eliaz Ha-Qalirar, das folgende Bitte enthält:

Der Messias, unsere Gerechtigkeit, hat sich von uns abgewendet, und wir können niemand finden, der uns Gerechtigkeit erwirken kann. Das Joch unserer Sünden und Übertretungen ist eine Bürde für uns; und er wurde wegen unserer Übertretungen verwundet, er trug unsere Schulden auf seinen Schultern; es gibt Vergebung für unsere Sünden. In seinen Wunden sind wir geheilt; es ist Zeit für eine ewige Neuschöpfung. Sende ihn zurück aus den Kreisen, bring ihn aus Seir zurück, so dass wir ihn im Libanon hören können, ein zweites Mal durch Yinnon. (Dabei bedeutet "Kreise" die Kreise der Erde, "Seir" ist ein Geheimname für Rom, wo der Messias nach dem Talmud mit den Armen und Kranken sitzt. "Libanon" ist eine Bezeichnung für den Tempel und "Yinnon (Zweig, Spross) ist einer der Namen des Messias.)

Über die Ankunft des HERRN schreibt Sacharja:

Und kommen wird der HERR, mein Gott, und alle Heiligen mit dir (Sach.14,5).

Dieser HERR und Gott ist Jesus Christus, der nicht alleine kommen wird, sondern

mit allen seinen Heiligen (1.Thes.3,13).

Das Gericht über die Lebenden aus den Nationen vor dem Friedensreich

Vor dem Beginn des messianischen Friedensreiches wird der Messias die Menschen richten, die die Gottes-Gerichte (Jes.63,1-6; Off.19,16-20) überlebt haben:

Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen; und alle Nationen werden vor ihm versammelt werden, und er wird sie voneinander scheiden, so wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet (Mt.25,31-32).

Der Menschensohn kommt mit Macht und Herrlichkeit auf diese Erde (Mt.24,30) und richtet die Menschen aus den Nationen. Bei diesem Gericht sagt der Herr Jesus zu den Gerechten:

Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan (Mt.25,40).

Wer sind diese meine Brüder? M.E. weist unser Herr auf die Beisitzer dieses Gerichtstages hin. In Joh.20.17 hatte der Herr seine Jünger „meine Brüder“ genannt. Sie sind bei der Ankunft des Herrn dabei, denn er kommt mit allen seinen Heiligen (1.Thes.3,13). Diese Heiligen sind aber nicht Beisitzer des Gerichts sondern Könige und Priester, und sie werden über die Erde herrschen:

Du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation, und hast sie unserem Gott zu einem Königtum und zu Priestern gemacht, und sie werden über die Erde herrschen (Off.5,9-10).

Wer sind dann aber seine „geringsten Brüder“? M.E. sind sie der treue Überrest Israels. Sie haben vor kurzem den gekreuzigten und auferstandenen Messias gesehen, im Glauben angenommen und den Heiligen Geist empfangen (Sach,12,10). Sie leben zu dieser Zeit auf der Erde, haben aber ewiges Leben bekommen und kommen nicht ins Gericht (Joh.5,24). Daher können sie die Beisitzer bei diesem Gericht über die Lebenden sein.

Die Nationen werden danach gerichtet, wie sie diese jüdischen Brüder von Jesus Christus während der Drangsal behandelt haben. Zu den Gerechten sagt der Herr (Mt.25,40):

Kommt her, Gesegnete meines Vaters, erbt das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an;

Dieses Reich ist das messianische Friedensreich, das die Erfüllung des Laubhüttenfestes ist. Das Urteil über die Ungerechten lautet (Mt.25,41):

Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist;

W. MacDonald sagt hierzu: Die Hölle ist ursprünglich nicht für Menschen geschaffen worden. Aber wenn Menschen das Leben willentlich ablehnen, dann wählen sie damit zwangsläufig den Tod.

Im 1000-jährigen Friedensreich werden die gläubigen Juden, die der Herr seine Brüder nennt, zusammen mit den Gerechten aus den Nationen leben. Dieses Friedensreich ist die Erfüllung des Laubhüttenfestes.

Das 7. Fest, das Laubhüttenfest

Im messianischen Friedensreich werden viele Prophezeiungen in Erfüllung gehen, nach denen sich die Menschen schon so lange sehen, insbesondere Frieden:

Viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt und lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN, zum Haus des Gottes Jakobs! Und er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln auf seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen, und das Wort des HERRN von Jerusalem; und er wird richten zwischen den Nationen und Recht sprechen vielen Völkern. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen (Jes.2,4-5).

In diesem Friedensreich ist Jerusalem die Friedens-Hauptstadt der ganzen Erde, und der HERR ist der König und Friedefürst (vgl. meinen Artikel: „Hesekiels Vision von der Zukunft Israels“).

Und der HERR wird König sein über die ganze Erde; an jenem Tag wird der HERR einer sein und sein Name einer (Sach14,9).

In der Offenbarung wird die Dauer des Friedensreiches von 1000 Jahre genannt sowie der Herrscher dieses Reiches, Christus, der nach der zitierten Stelle aus Sacharja identisch ist mit dem HERRN.

Und ich sah Throne, und sie saßen darauf, und es wurde ihnen gegeben, Gericht zu halten; und ich sah die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, und die, die das Tier nicht angebetet hatten noch sein Bild, und das Malzeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und an ihre Hand. Und sie wurden lebendig und herrschten mit dem Christus tausend Jahre (Off.20,4).

Das prophetische Wort erleuchtet den Weg

Im Altertum und im Mittelalter war das Verständnis des prophetischen Wortes weitgehend verdunkelt. Die Lehre, dass Israel von Gott verworfen und durch die Kirche ersetzt sei (Replacement-Theology) hüllte die Christenheit in geistliche Finsternis. In dieser Finsternis entstand die Lehre, dass das 1000-jährige Reich bereits mit der Geburt von Christus begonnen habe (Amillennianismus).

Das Buch von Manuel de Lacunza, "Das Kommen des Messias in Macht und Herrlichkeit" wurde von Gott benutzt, um ein neues Licht durch das Studium der prophetischen Schriften aufgehen zu lassen. Von besonderer Wichtigkeit war dabei die von Lacunza betonte Unterscheidung der Prophetie für Israel von der Prophetie für die Gemeinde.

Besondere Werkzeuge Gottes bei diesem Umdenken waren J.N. Darby und seine Brüder. Sie erkannten, dass die falschen Voraussetzungen beim Studium der Prophetie die theologische Arbeit von Jahrhunderten unbrauchbar gemacht hatten und begann mit einem völlig neuen Studium der Prophetie. Dabei entdeckten sie aufs Neue die Hoffnung der Entrückung vor Gottes Zorngericht, die Jahrhunderte lang unter dem Schutt all der falschen Lehren verborgen war.

Heute ist leider ein so unvoreingenommenes Studium der Prophetie sehr selten geworden. Deshalb möchte ich noch einmal an die Grundprinzipien für die Auslegung von Prophetie erinnern, die ich am Anfang dieses Artikels zitiert habe. Ich bitte den Leser, meine Gedanken zur Prophetie nicht nur mit der gewohnten Auslegung zu vergleichen, sondern zu überlegen, ob sie mit dem Gesamtzeugnis der Bibel übereinstimmen.

Ich möchte nun einige persönliche Erlebnisse mitteilen. In den 1970er Jahren besuchten uns einige jüdische Ehepaare. Ihre großen und wichtigsten Fragen waren:

Wie konnte Gott den Holocaust zulassen und warum richtet er nicht diese Verbrechen?

Ich habe als Antwort die Verse aus Offenbarung 6,9-11 vorgelesen:

Und als es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die geschlachtet worden waren um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Bis wann, o Herrscher, der du heilig und wahrhaftig bist, richtest und rächst du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen? Und es wurde ihnen, einem jeden, ein weißes Gewand gegeben; und es wurde ihnen gesagt, dass sie noch eine kleine Zeit ruhen sollten, bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollendet sein würden, die ebenso wie sie.

Das Anliegen dieser Märtyrer ist Rache. Sie hatten vor ihrem Tod ihre Kleider noch nicht im Blut des Lammes gewaschen. Daraus schließe ich, dass es sich um alttestamentlich gläubige Märtyrer handelt. Sie fragen, warum kein Gericht Gottes erfolgt ist. Daher ist es klar, dass zu dieser Zeit das Gottes-Gericht auf der Erde noch nicht begonnen hat.

Die Öffnungen der Siegel 1-6 gehören also noch nicht zu diesem Gericht. Das Gottes-Gericht auf dieser Erde beginnt mit dem 1. Posaune (Off.8,7). Daher halte ich die Frage für berechtigt, ob das 5. Siegel vielleicht im Holocaust erfüllt worden ist.

Einige Jahre später hatte ich die Gelegenheit, mit David Gooding über den Zeitverlauf der Offenbarung zu sprechen. Er berichtete mir von seiner Arbeit über die Einteilung der Offenbarung anhand der darin beschriebenen Öffnungen im Himmel.

Er sagte mir, dass das Hauptproblem bei den vorliegenden Auslegungen der Offenbarung der fehlende Referenzpunkt zur alttestamentlichen Prophetie sei. Daher schlug er vor, die Ankunft bzw. Wiederkunft des Messias als Referenzpunkt zu nehmen und von hier aus mit Hilfe der Zeitangaben in der Offenbarung einen biblisch begründeten Zeitverlauf aufzustellen (vgl. meinen Aufsatz: „Grundzüge eines neuen Zeitschemas der Offenbarung“).

Während der Golfkrise hatte Sadam Hussein gedroht, Israel mit Giftgas anzugreifen. Die Bevölkerung in Israel musste deshalb entsprechende Schutzmaßnahmen vorbereiten. In dieser Zeit berichtete mir ein Freund, dass er ein Gas geschütztes Baby-Bett gebaut habe.

Die Angst unserer Freunde bewegte mich sehr. Ich wusste, dass der damalige Premier Minister Yitzhak Shamir entschlossen war, auf solch einen Angriff mit einem nuklearen Gegenschlag zu reagieren. Das hätte aber einen globalen Nuklearkrieg ausgelöst. In Off.9 wird von einem unvorstellbar furchtbaren Krieg mit 200 000 000 Soldaten berichtet, bei dem 1/3 der Menschheit umkommen wird. Für mich war klar, dass solch eine Vernichtung nur durch einen globalen Nuklearkrieg möglich sei und dass die Zeit für diesen Krieg noch nicht gekommen war. Deshalb schrieb ich meinem Freund, ich sei aufgrund der biblischen Prophetie überzeugt, dass Israel jetzt nicht mit Giftgas angegriffen würde. Später dankte mir dieser Freund für meine richtige Interpretation der biblischen Prophetie.

Putins Versuch, die Angst vor einem globalen Nuklearkrieg als psychologische Waffe zu benutzen hatte deshalb bei mir – und hoffentlich bei vielen Christen – keinen Erfolg.

Ich habe diese Erlebnisse erzählt, um zu zeigen, dass die Kenntnis der Prophetie – auch wenn es sich um Ereignisse nach der Entrückung handelt – heute ein Licht auf unserem täglichen Weg sind (2.Pet.1,19):

So besitzen wir das prophetische Wort umso fester, auf das zu achten ihr wohltut als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen.

(2024-01)