Das Geheimnis der frohen Botschaft in den dunkelsten Tagen
Hartmut Ising
Was ist das Geheimnis Gottes, das den Propheten als gute Botschaft verkündigt wurde und welches beim Schall der siebenten Posaune erfüllt werden wird?
Offb 10,7
in den Tagen der Stimme des siebten Engels, wenn er posaunen wird, wird auch das Geheimnis Gottes vollendet sein, wie er seinen eigenen Knechten, den Propheten, die frohe Botschaft verkündigt hat.
Zunächst wollen wir uns fragen, wann die siebente Posaune erschallen wird. In der Offenbarung sind die sechste und die siebente Posaune mit dem zweiten und dritten Wehe identisch; die Wehen überschneiden sich nicht:
Offb 11,14-15
Das zweite Wehe ist vorüber; siehe, das dritte Wehe kommt bald. Und der siebte Engel posaunte.
Die minimale Dauer der 6. und 7. Posaune wird in nachfolgender Tabelle den letzten sieben Jahren Israels vor der Wiederkunft des Messias gegenübergestellt.
6. Posaune = 2. Wehe | 7. Posaune = 3. Wehe |
Dauer: 1260 Tage Macht der zwei Zeugen (Off. 11, 1-14) | Dauer: 42 Monate bzw. 1260 Tage Macht des Tieres (Off. 13, 5) Zuflucht der Frau (Off. 12, 6) |
Die letzten sieben Jahre Israels vor der Wiederkunft des Messias | |
Die ersten 3 ½ Jahre: Mit Opferdienst (Dan. 9, 27a; Off. 11, 1-3) | Die letzten 3 ½ Jahre: Ohne Opferdienst, mit Greuel der Verwüstung (Dan. 9, 27b; 12, 11; Matt. 24, 15; 2. Thess. 2, 4) |
Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass die siebente Posaune genau in der Mitte der letzten sieben Jahre Israels erschallen wird, bevor der Messias in Macht und Herrlichkeit wiederkommt.
Zur Verdeutlichung wollen wir die betreffenden Verse in Daniel und in der Offenbarung miteinander vergleichen:
Dan. 9, 27 und
Dan. 12, 11 berichten uns, dass das tägliche Opfer in Jerusalem während der ersten Hälfte von der 70. Woche Israels durchgeführt wird. In Offenbarung Kapitel 11 lesen wir, dass während der Zeit, in der Gott in dem Tempel in Jerusalem angebetet wird, der Hof außerhalb des Tempels den Nationen gegeben ist; die zwei Zeugen haben Macht, und Jerusalem wird die „Heilige Stadt“ genannt. Gleichzeitig wird die heilige Stadt unter den Füßen der Nationen zertreten. Daraus folgt, dass das tägliche Opfer im Tempel zu Jerusalem und das Zeugnis der zwei Zeugen in der ersten Hälfte der 70. Woche Israels stattfinden werden.
Nach diesen 3 ½ Jahren hört die heilige Stadt in Gottes Augen auf zu existieren, da nach dem Tod der zwei Zeugen Jerusalem geistlicherweise Sodom und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde. Dieser dramatische Wandel tritt nach den 1260 Tagen des Zeugnisses der zwei Zeugen ein, vgl. Off. 11, 7-8.
Zu dieser Zeit wird der kommende Fürst seinen Bund mit Israel brechen, indem er das tägliche Opfer abschaffen und den Greuel der Verwüstung aufrichten wird, vgl. Matt. 24, 15, 21; 2. Thess. 2, 4; Off. 13, 5-8.
Wir müssen uns nun fragen, welches von den Ereignissen in der Mitte der letzten sieben Jahre Israels wohl den Propheten als frohe Botschaft verkündet worden sein könnte? – Die Frau in Offenbarung Kapitel 12 ist ein Bild von Israel, deren männlicher Nachkomme, Christus, in den Himmel auffuhr, bevor die Geburtswehen des Volkes Israel einsetzten:
Jes 66,7
Ehe sie Wehen hatte, hat sie geboren; ehe Schmerzen sie ankamen, wurde sie von einem Knaben entbunden.
Im Gegensatz hierzu wird die Frau in Off. 12 in Geburtswehen gezeigt:
Offb 12,2
Und sie ist schwanger und schreit in Geburtswehen und in Schmerzen zu gebären.
Die alttestamentliche Parallele hierzu ist die Frau in Schmerzen:
Mi 5,1-2
Und du, Bethlehem Efrata, das du klein unter den Tausendschaften von Juda bist, aus dir wird mir <der> hervorgehen, der Herrscher über Israel sein soll; und seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her. Darum wird er sie dahingeben bis zur Zeit, da eine Gebärende geboren hat und der Rest seiner Brüder zu den Söhnen Israel zurückkehrt.
Vers 1 bestimmt Bethlehem als Geburtsort des Messias. Die Geburt in Vers 2 allerdings bezieht sich nicht auf die Geburt des Messias, denn sonst bliebe kein Zeitabschnitt übrig, in dem Israel von Gott beiseite gestellt ist (vgl.Hos.3,4-5). Die Geburt, von der der Prophet Micha spricht, wird nach der Zeit der Gemeinde stattfinden, wenn Gott wieder mit seinem irdischen Volk Israel handeln wird.
In Off. Kapitel 7 werden die 144 000 Auserwählten Gottes aus den zwölf Stämmen Israels versiegelt und dadurch während der Posaunengerichte bewahrt (vgl. Off. 9, 4).
J. D. Pentecost[1] schreibt über diese Gruppe und ihr Zeugnis: „Gott wird wieder mit Israel als seinem auserwählten Volk handeln, es als eigenständiges Volk hervorheben und es als seinen besonderen Repräsentanten an Stelle des Zeugnisses der Gemeinde zu den Nationen senden.“
Dieselbe Gruppe wird in Off. Kapitel 14 zusammen mit dem Lamm auf dem Berg Zion im Himmel gezeigt, und es wird über sie gesagt:
Offb 14,4b
Diese sind aus den Menschen als Erstlingsfrucht für Gott und das Lamm erkauft worden.
Diese Gruppe von 144 000 Erstlingen aus Israel, die in Off. 7 auf der Erde und in Kapitel 14 zusammen mit dem Lamm auf dem Berg Zion, dem himmlischen Jerusalem (Hebr. 12, 22), gezeigt wird, ist inzwischen offenbar zu Gott und seinem Thron entrückt worden. Das ist ein frohes Ereignis und kann deshalb die Erfüllung des Geheimnisses Gottes sein, welches in Off. 10 erwähnt wird.
Aber ließ Gott solch ein Ereignis seinen Propheten kundtun? Für die Entrückung der Gemeinde haben wir die neutestamentliche Beschreibung in 1. Thess. 4, 15-17 und zusätzlich ein alttestamentliches Vorbild, die Entrückung Henochs in 1. Mose 5, 24.
Dasselbe hebräische Wort in der Bedeutung von Entrückung zur Herrlichkeit finden wir in
Ps 49,16:
Gott aber wird meine Seele erlösen von der Gewalt des Scheols; denn er wird mich entrücken.
Ein Kommentar von Rabbi Ibn Esra hierzu ist in der Art Scroll Tanach Series[2] zitiert:
„Wenn meine Liebe zu Gott so allumfassend ist, dass die Buchstaben seines Namens buchstäblich unauslöschlich in mein Herz gebrannt sind, ... werde ich nicht sterben; vielmehr wird meine Seele himmelwärts gezogen, bis sie zu der himmlischen Behausung entweichen wird, wie wir von dem alten Tzaddik lesen (Gen. 5, 24): Und Chanoch wandelte mit Gott, dann war er nicht mehr, Gott hat ihn zu sich genommen.“
Das Zitat verdeutlicht, dass Gott seinen Propheten durchaus das Geheimnis der Entrückung der Gläubigen aus Israel andeutete. Das ist auf jeden Fall eine frohe Botschaft, besonders weil diese Entrückung direkt vor der schrecklichen Zeit der Drangsal Jakobs (Jer.30,7) stattfinden wird.
Zusammenfassend scheint eine hinreichende biblische Grundlage für folgende These zu bestehen:
Der männliche Nachkomme in Off. 12 ist ein Bild von Christus zusammen mit einer auserwählten Schar aus Israel. Die vollständige Erfüllung dieses Bildes wird die Entrückung dieser Schar in der Mitte der letzten sieben Jahre Israels vor der Wiederkunft Christi sein.
Das als frohe Botschaft prophezeite Geheimnis Gottes wird also beim Erschallen der siebenten Posaune durch die Entrückung der 144 000 Erstlinge aus Israel vollendet werden.